Monatsthema August: Die Cashewnuss Teil 1

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Produktion Fairer Handel

Turbulente Zeiten für Cashew Nüsse

Die Cashewernte begann im Februar wie immer, doch schon bald zeigte sich, dass diesmal alles anders werden sollte.

Einkäufer aus dem asiatischen Raum, vor allem aus Indien, reisten nach Westafrika und kauften Rohnüsse in grossen Mengen auf. Der Hintergrund: Die starke Dollaraufwertung Anfang Jahr um rund 25% hatte deren Kaufkraft massiv erhöht. Sie exportierten die Rohnüsse in ihre Länder, wo sie industriell oder halbindustriell verarbeitet werden. Während Côte d’Ivoire, der grösste Produzent von Cashewnüssen in Westafrika, den eigenen Markt durch Zölle und Exportverbote schützte, wurde in Burkina Faso ein Grossteil der Ernte aufgekauft.

Cashewapfel mit Nuss

Die erhöhte Nachfrage trieb die Preise für Rohnüsse innerhalb weniger Tage um mehr als 50% in die Höhe. David Heubi, Geschäftsleiter von gebana Afrique, erklärt: «Unsere Einkäufer wurden täglich mit neuen Preisen konfrontiert. Die Verträge, die wir mit den Bauern abgeschlossen hatten, waren plötzlich nur noch Papiertiger.» Denn die Bauern nutzten die Situation und verkauften ihre Ernte an jenen, der die höchsten Preise bezahlte, und zwar in bar – und das waren die asiatischen Einkäufer.

Gut für die Bauern, schlecht für gebana, die die Lieferungen üblicherweise in Checks bezahlt, bereits Vorauszahlungen geleistet hatte und aus Liquiditätsgründen jeweils nur 30-40% des Jahresbedarfs gleich zu Beginn der Erntesaison kauft. So konnte gebana Afrique nur sehr teure und vor allem eine viel geringere Menge als geplant einkaufen. Dabei hatte die gebana Handelsabteilung in der Schweiz die Nüsse vertraglich bereits weiterverkauft.

Aktuell gelingt es gebana Afrique, stetig kleinere Mengen Bio-Cashewnüsse einzukaufen. Die eigene Verarbeitungsanlage läuft kontinuierlich, ist allerdings nicht zu 100% ausgelastet. Da viele Cashewbauern auch Mangos anbauen, hofft man die bereits getätigten Vorauszahlungen an Bauern, die ihre Cashew Rohnüsse anderweitig verkauften, teilweise über Mangolieferungen ausgleichen zu können.

Die gebana Handelsabteilung hat die Preissteigerung im Einkauf an ihre Grosskunden kommuniziert und diese gebeten, einen Teil davon mitzutragen, um einen grösseren finanziellen Schaden für gebana zu verhindern. Mit Erfolg: Fast alle Kunden haben sich bereit erklärt, sich an den Mehrkosten zu beteiligen. Mirjam Güntert von der gebana Handelsabteilung bewertet dieses Verhalten äusserst positiv: «In einer herausfordernden Situation gemeinsame Lösungen zu finden, so dass alle das Problem mittragen, das ist für mich Teil des fairen Handels.»

Und wie sieht die Zukunft aus? Um eine Wiederholung dieses Szenarios zu vermeiden, haben gebana Afrique und die gebana AG in der Schweiz gemeinsam die Einkaufsstrategie von Rohnüssen angepasst. Mehr Liquidität zu Beginn der Ernte soll schnelles Handeln sowie Barzahlung ermöglichen.

Doch das Problem ist umfassender: Von insgesamt acht Cashew-Verarbeitungsanlagen in ganz Burkina Faso laufen derzeit gerade mal noch drei, die anderen fünf sind mangels Rohware stillgelegt. Das sind wichtige Arbeitsplätze, die verloren gehen.

Cashewverarbeitung Burkina Faso

Der grossflächige Aufkauf von Rohnüssen durch ausländische Verarbeiter bedroht die Existenz der in Burkina Faso noch jungen Cashewverarbeitung und damit die Wertschöpfung, die das Knacken der Nüsse bringt. David Heubi schätzt die Lage als kritisch ein: «Wenn die Regierung keine Massnahmen trifft, um den Export zu kontrollieren und die Versorgung der inländischen Fabriken mit Rohnüssen zu garantieren, wird der Sektor Probleme haben.» Deshalb engagiert er sich mit dem Verband der burkinabeischen Cashewverarbeiter für eine Lösung auf politischer Ebene. Ein schwieriges Unterfangen, da Burkina Faso derzeit eine Übergangsregierung hat. Von den Neuwahlen Mitte Oktober bis zum Erntebeginn im Februar bleibt dann nicht mehr viel Zeit um zu handeln.

Die Cashew-Bauern nutzten den spunghaften Anstieg der Cashew-Preise aufgrund der erhöhten Nachfrage aus dem asiatischen Raum und verkauften an den Meistbietenden - trotz der Verträge mit gebana. Was sagen die Bauern selbst dazu? Das lesen Sie jetzt hier.

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